I saw a man
In diesem spannenden Thriller des erfolgreichen walisischen Autors kommen zwei Menschen, ein vierjähriges Mädchen und eine junge Frau, ums Leben, zwei Beziehungen scheitern, eine Ehe und eine Männerfreundschaft werden zerstört. Und all das nicht wegen irgendwelcher Kapitalverbrechen, sondern aus mangelnder Achtsamkeit oder wegen schicksalhaft-tragischer Zufälle. Gleichwohl tragen die Verantwortlichen schwer an den Folgen ihres Handelns und so veranschaulicht der packende Roman in beeindruckender Intensität das innere Ringen der Protagonisten um das richtige (moralische) Verhalten nach ihrer "Tat". Daniel McCullen hat bei einem US-Drohnenangriff auf einen afghanischen Terroristen versehentlich eine Journalistin getötet, deren Ehemann Michael wiederum fühlt sich schuldig am tödlichen Unfall der vierjährigen Lucy, der Tochter einer befreundeten Familie. Und auch der Vater des Mädchens wirft sich eine Mitschuld am Tod seiner Tochter vor. In einem raffiniert arrangierten Plot werden die Schicksale der Protagonisten auf elegante, manchmal vielleicht zu routinierte Manier ineinander verschlungen. Wie problematisch der militärische Einsatz von Drohnen zur Ausschaltung von Feinden ist und wie die Militäradministration mit solchen "Kollateralschäden" umgeht, das sind bemerkenswerte, zum Nachdenken anregende Nebenaspekte des empfehlenswerten Romans. (Übers.: Thomas Mohr)
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
I saw a man
Owen Sheers
Dt. Verl.-Anst. (2016)
299 S.
fest geb.