Der Wurm in unserem Herzen

Den drei sozialpsychologisch orientierten Autoren geht es um das WISSEN um die Sterblichkeit und dessen Auswirkungen auf Alltag und Kultur. Ihre Streifzüge durch Geschichte, Natur- und Geisteswissenschaften werden garniert mit einer Unmenge an psychologischen Studien, die sie in den letzten 30 Jahren vor allem in Amerika durchgeführt haben. Basis ihrer Einsichten und ihres Engagements ist die Behauptung des Psychologen Ernest Becker, dass so ziemlich alles, was Menschen denken, fühlen und tun von einer elementaren Todesangst und dem Wunsch nach Unsterblichkeit durchdrungen sei. Man ringt in der Vorstellung dieser "Terror-Management-Theorie" unablässig darum, seinen und seiner Kultur Wert unter Beweis zu stellen. - Der US-amerikanische Hintergrund der Autoren und ihrer Studien schimmert unentwegt auf. Die im Buch beschriebenen kulturell-sozialen Begebenheiten unterscheiden sich deutlich von der europäischen Wirklichkeit, sodass dem Leser permanent ein "Blick über den Tellerrand" zugemutet wird. Sprachlich hätten etliche Passagen prägnanter, präziser und packender formuliert sein können! Dies fällt umso mehr ins Gewicht, als einige evolutionsbiologische Ausführungen eine Wissenschaftsgläubigkeit atmen, die zu den - insbesondere in theologischen Teilen! - sehr oberflächlichen Formulierungen entgegen stehen. Über 30 Seiten Anmerkungen und ein ausführliches Register schließen ein Buch ab, dessen Titel und Ansatz vielversprechend ist. Wer sich am amerikanischen Stil, einer evolutionsbiologischen Fixierung (Mensch = höheres Tier) und einer gewissen Oberflächlichkeit nicht stört, wird von diesem Buch sicherlich etliche Denkanstöße und emotionale Anregungen erhalten und damit das Wissen um die Sterblichkeit im Blick behalten. Für Bibliotheken mit hohem bildungsbürgerlich orientiertem Klientel empfehlenswert.