Die Werte der modernen Welt

Die turbulente Familiengeschichte der durch den Bestseller "Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch" (2006) bekannt gewordenen Autorin umspannt den Zeitraum von etwa 40 Jahren. Dass die beiden Altachtundsechziger Doro und Marcus nach 40 Jahren Die Werte der modernen Welt wilder Ehe nun plötzlich heiraten wollen, erstaunt nicht nur ihre Kinder, die beide im unübersichtlich-charmanten Chaos einer recht klischeehaft gezeichneten 68er Kommune (Solidarity Hall) aufgezogen wurden. Während Doro Bäumchen pflanzt, ihr Schrebergartenparadies gegen rücksichtslose Politiker und Bauspekulanten verteidigt und sich rührend um das behinderte Mädchen Oolie kümmert und Marcus sich unermüdlich an seinem kapitalismuskritischen Opus abarbeitet, frönt Sohn Serge Free als Investmentbanker auf nicht immer ganz legalem Wege dem Götzen Mammon, natürlich ohne Wissen der Eltern, denen er vorgaukelt, an seiner Doktorarbeit zu sitzen. Die Krise des Finanzkapitalismus und eine enttäuschte Liebe zu einer (arg skrupellos gezeichneten) ukrainischen Bankerkollegin führen ihn allerdings bald auf den Pfad solider Bürgerlichkeit zurück, den die größere Schwester Clara allerdings nie verlassen hatte. Am Ende finden alle - so ganz aus heiterem Himmel - den passenden Partner und es ist fast alles gut. - Dass die Autorin unterhaltsam, ja stellenweise ausgesprochen witzig schreiben kann, weiß man aus den Vorgängerromanen. Dies gilt sicher auch für diese manchmal allerdings etwas ins Karikaturhafte überdrehte und arg ausgedachte Persiflage sowohl auf den modernen Finanzkapitalismus wie das weltfremde aber sympathische Gutmenschentum der beiden Hippiedinosaurier. (Übers.: Sophie Zeitz)

Die Werte der modernen Welt

Die Werte der modernen Welt

Marina Lewycka
Dt. Taschenbuch-Verl. (2013)

459 S.
fest geb.

MedienNr.: 366031
ISBN 978-3-423-28006-8
9783423280068
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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