Hitlerjunge Schall

Mit ausführlichen Darlegungen zur Zeitgeschichte und zur persönlichen Umgebung stellt der Autor die Tagebücher des Hitlerjungen vor. Schall stammt aus einem gut bürgerlichen, bildungsaffinen Hause und kommt über seine Leidenschaft zur Wanderromantik Hitlerjunge Schall zuerst zu den Pfadfindern und dann zur Hitlerjugend. In gewisser Weise förderte Schalls Elternhaus die jugendromantischen Ideale der Epoche. Während sich der Vater vom Hitlerregime distanzierte und sogar in Haft kam, widerstand der Sohn dem Sog der Massenideologie nicht. Schon 1932 trat er 19-jährig in die NSDAP ein und arbeitete später als Werklehrer an den Adolf-Hitler-Schulen in Sonthofen. Schall war bis an sein Lebensende überzeugt, hohen Idealen gefolgt zu sein. Er zeigt sich in seinen Aufzeichnungen von 1928 bis 1935 als überaus begeisterungsfähig für Aufmärsche, Reden und zelebrierte Massenveranstaltungen. Schall war auch weit nach Kriegsende als Erzieher tätig. - Dank der aufwendigen Einführung und der begleitenden historischen Kommentierung weckt der Autor Verständnis für die Begeisterung des kaum der Pubertät entwachsenen jungen Mannes. Unabhängig von den Tagebuchtexten ist der Lebenslauf nach 1945 zu betrachten. Auch er ist symptomatisch für viele, die auch in anderen Berufssparten ohne sonderlichen Bruch weiterarbeiteten. - Wegen des Umfangs und Detailreichtums ist das Buch eher als Ergänzung für größere Bestände geeignet.

Pauline Lindner

Pauline Lindner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Hitlerjunge Schall

Hitlerjunge Schall

André Postert
Dt. Taschenbuch-Verl. (2016)

351, [8] S. : Ill. (teilw. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 586690
ISBN 978-3-423-28105-8
9783423281058
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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