Von dieser Welt
John Grimes wächst in Harlem in einer streng gläubigen Gemeinde auf, immer im Bewusstsein der Sünde. Sein Vater Gabriel ist erster Diakon und er selbst auserkoren, ebenfalls Prediger zu werden. An seinem 14. Geburtstag beschließt John jedoch, nicht in die Fußstapfen seines fanatischen Vaters zu treten. - Der dreigeteilte, autobiografisch gefärbte Roman spielt an einem einzigen Tag, dem Tag von Johns Erweckung. Als er spät aufwacht, sieht er sein Zuhause plötzlich mit neuen Augen und schämt sich des Schmutzes, der stellvertretend steht für die verlogene Härte seines Vaters. Im Mittelteil, während des Erweckungsgottesdienstes der Pfingstgemeinde, kommen weitere Stimmen zu Wort. Als "Gebete der Gläubigen" geben Tante Florence, die resolute Schwester des Predigers, Prediger Gabriel selbst und seine dritte Frau Elizabeth Rückblicke in die Familiengeschichte, bevor im Schlussteil Johnnys "Erweckung" gegenüber den Indoktrinationen seines Vaters geschieht. - Im Vorwort bemerkt Verena Lueken: "Wer verstehen will, was in den Vereinigten Staaten schiefläuft, ist bei Baldwin gut aufgehoben." James Baldwin (1924-1987) hatte die verheerenden Konsequenzen der Sklaverei für die Weißen wie für die Afroamerikaner im Blick. - Die Wiederentdeckung von Baldwins erstem Roman (erschienen 1953) ist ein Feuerwerk an Sprache und Bildern, für jede Bücherei ein Gewinn. (Übers.: Miriam Mandelkow)
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Von dieser Welt
James Baldwin ; aus dem amerikanischen Englisch von Miriam Mandelkow
dtv (2018)
317 Seiten
fest geb.