Das Museum der Welt
Bartholomäus, ein "mindestens" (wie er selbst schreibt) 12-jähriger Waisenjunge, lebt in Bombay in einem Waisenhaus, das von deutschen Jesuiten geleitet wird. Vater Fuchs kümmert sich besonders um den begabten Jungen. Er spricht mehrere Sprachen, darunter auch Deutsch und hat eine umfassende Bildung erhalten. 1854 treffen die deutschen Brüder Schlagintweit in Bombay ein. Sie planen eine große Expedition durch Indien und sind mit Empfehlungsschreiben von Alexander von Humboldt und Geldern des preußischen Königs ausgestattet. Da sie einen fähigen Übersetzer benötigen, nehmen sie den Jungen mit auf ihre Reise. Bartholomäus möchte ein Museum der Welt, in der er lebt, errichten und sammelt dazu in Gedanken Gegenstände, Pflanzen, Tiere, Menschen, aber auch Gefühle und Situationen. Er hält sein Museum tagebuchartig in einem Notizbuch fest und ist auf der Suche nach seiner indischen Identität. - Der Schriftsteller und Drehbuchautor Kloeble, der mit einer indischen Literaturagentin verheiratet ist (siehe auch Kloeble: Home made in India, BP/mp 18/205) schildert die Expedition der deutschen Wissenschaftler, die tatsächlich ab 1854 Indien bereisten, aus dem Blickwinkel eines indischen Jungen, teils naiv, aber auch philosophisch und mitunter etwas altklug. Trotz einiger Längen gibt er einen spannenden Einblick in die Geschichte Indiens und versucht, dem europäischen Leser einen Spiegel vorzuhalten. Allen Beständen gerne empfohlen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Museum der Welt
Christopher Kloeble
dtv (2020)
526 Seiten : Karte
fest geb.