Kinderspiel, Glücksspiel, Kriegsspiel

Die kleinen Dinge, die in diesem informativen Buch Geschichte erzählen, sind Spiele und Spielsachen, die im Zeitraum von 1900 - 1945 hergestellt wurden und weit verbreitet waren. "In ihnen manifestiert sich Kultur, Mentalität, Politik und Zeitgeist. Kinderspiel, Glücksspiel, Kriegsspiel Sie sind die Spiegelbilder der Geschichte", betont der Historiker André Postert in der Hinführung zu diesem Themenkomplex, den er facettenreich erläutert. Obwohl Posterts Ausführungen vor dem Ersten Weltkrieg einsetzen, liegt der Schwerpunkt auf der krisengeschüttelten Weimarer Republik, dem sich etablierenden Nationalsozialismus und seinem totalitären Regime sowie auf den Kriegsjahren. Wurde im Ersten Weltkrieg die Mundharmonika zum patriotischen Objekt - in den Schützengräben und Lazaretten gespielt -, so verschwanden Kriegsspiele (Hurra, Ringo) nach 1918. Die in den Nachkriegsjahren populären Glücks- und Systemspiele (Roulette, Lotto) wurden mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten von einer Flut von Propagandaprodukten - u.a. von Hitler-Puzzles, Führerquartetten, Bällen und Bleistiftspitzern mit Hakenkreuzen, von Spielen (Der Siegeslauf des Hakenkreuzes) und Puppen (Käthe-Kruse-Puppe als SA-Mann oder Hitlerjunge) abgelöst. Wie wichtig das Spiel selbst in der Ausweglosigkeit des KZ war, zeigt u.a. das von einem Häftling entworfene "Ghetto-Monopoly" aus Theresienstadt, das schonungslos den Überlebenskampf im Lager offenbart. Mit einem Ausblick auf die Gegenwart endet das interessante Buch.

Inge Hagen

Inge Hagen

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kinderspiel, Glücksspiel, Kriegsspiel

Kinderspiel, Glücksspiel, Kriegsspiel

André Postert
Dt. Taschenbuch-Verl. (2018)

381, [16] S. : Ill. (z.T. farb.)
fest geb.

MedienNr.: 596145
ISBN 978-3-423-28980-1
9783423289801
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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