Mutterzeit

Wie viele Worte bleiben unausgesprochen, wie viele zärtliche Berührungen nicht getan, wenn man einen geliebten Menschen gehen lassen muss? Zwar zunächst unbewusst, doch dafür im Laufe umso intensiver, nutzte Bärbel Schröder die letzten zwei Jahrzehnte Mutterzeit mit ihrer Mutter, um nichts zu versäumen. Obwohl die Beziehung nicht immer von ungetrübter Harmonie geprägt war, nimmt Schröder die Herausforderung an und kümmert sich ab den ersten Anzeichen des Verfalls um ihre Mutter. Die Tochter begleitet ihre Mutter auf dem Weg ins Altenheim in Bonn, moralisch unterstützt von ihrem Ehemann sowie Bruder und Schwester. Später ermöglicht sie ihr einen Wechsel näher zu sich nach Köln und zieht zeitweise auch in Betracht, die Mutter zu sich zu nehmen. Doch wiederholte Stürze mit nachfolgenden Krankenhausaufenthalten und die zunehmende Traurigkeit ihrer Mutter bedingen eine intensive Pflege. Diese fördert Bärbel Schröder nach Kräften, indem sie sie mehrmals täglich im Altenheim besucht und noch öfter mit ihr telefoniert. Stets bittet die Mutter: "Tröste mich!" Dies gelingt ihr auch meist - bis zum nächsten Telefonat oder Besuch. An "Nebenschauplätzen" hat man sich mit ruppigen Pflegern, unmotivierten Ärzten sowie garstigen Mitbewohnern herumzuschlagen, was zusätzlich an den Kräften zehrt und Bärbel Schröder oftmals an ihre Grenzen bringt. Dennoch weiß sie die gemeinsame Zeit bis zum Tod ihrer Mutter auch für sich zu nutzen und schöpft letztlich eine tiefe Zufriedenheit daraus. - Ein einfühlsames, tröstliches, Mut machendes und daher sehr empfehlenswertes Buch für alle, die ihre Eltern pflegen und bis zum Ende begleiten.

Sabine Tischhöfer

Sabine Tischhöfer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Mutterzeit

Mutterzeit

Bärbel Schröder
Knaur (2020)

365 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 950746
ISBN 978-3-426-21470-1
9783426214701
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi, Fa
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