1977
Butz Peters konzentriert sich in seinem neuesten Werk auf die Verbrechen der zweiten Generation der Roten Armee Fraktion (RAF) im Jahr 1977, als der Linksterrorismus in der BRD einen neuen Höhepunkt erlebte. Besonders die Schleyer-Entführung und die Geiselnahme des Passagierflugzeugs Landshut sind noch heute als der Deutsche Herbst in den Köpfen vieler Menschen präsent. 40 Jahre nach dieser Terror-Offensive ist laut dem Terrorismusexperten und Rechtsanwalt Peters "die Quellenlage noch nie so gut" gewesen (S. 11). Dabei reicht die juristische Aufarbeitung der Verbrechen bis in die Gegenwart und offenbart, wie prägend das Schlüsseljahr 1977 für die BRD, die Polizeiarbeit, den Umgang mit Terrorismus, aber auch für die RAF selbst gewesen ist. - Trotz der detailreichen Analyse der einzelnen Ereignisse auf fast 580 Seiten, liest sich das Sachbuch sehr gut. Dies mag einerseits an dem Stoff selbst liegen. Denn allein das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Terroristen und dem Staat liest sich auch heute noch wie ein Agententhriller. Andererseits gelingt es dem Autor, eine gewisse Spannung aufzubauen, indem er nur wenige Ergebnisse vorweg nimmt und sich chronologisch an dem Geschehenen abarbeitet. Darüber hinaus illustriert eine Vielzahl an Bildern das Beschriebene, sodass der Leser auch visuell in das Jahr 1977 zurückversetzt wird. - Für zeitgeschichtlich Interessierte ein sehr zu empfehlendes Sachbuch.
Sebastian Heuft
rezensiert für den Borromäusverein.
1977
Butz Peters
Droemer (2017)
575 S. : zahlr. Ill.
fest geb.