Ins Mark getroffen
Thomas Bein war Leiter einer intensivmedizinischen Station an der Uniklinik Regensburg, als er selbst an Knochenmarkkrebs erkrankte und plötzlich die Situation eines schwer erkrankten Patienten erleben muss. Er schildert seine Erfahrungen vom Mitteilen der Diagnose über die Gewissheit, dass eine Stammzellentransplantation vorgenommen werden muss und seine Erlebnisse im Hochsicherheitstrakt bis hin zur Akzeptanz der eigenen Vergänglichkeit und dem Arrangieren mit einer schwer erkauften Ruhephase einer chronischen lebensbedrohenden Krankheit. Beeindruckend sind seine Reflektionen über die Rolle des Arztes, die unterschiedliche Empathie von Krankenhauspersonal, die Chemotherapie, das Eindringen in den eigenen Körper mit Instrumenten und Substanzen und was das mit Menschen macht. Auch den Verlust der Kontrolle über den eigenen Körper schildert er schonungslos und seine Hilflosigkeit und sein Ausgeliefertsein angesichts der schwer zu ertragenden Krebstherapie und der existentiellen Bedrohung. Der hohe ethische Anspruch an Ärzte und Medizin, den man in seinen Schilderungen wahrnimmt, trägt bis zum Schluss seiner Ausführungen, die für ein ausgewogenes Verhältnis von Technik, Intensivmedizin und Autonomie und Würde des Patienten plädieren. Ein sehr spezielles Buch zum Verhältnis von Hochleistungsmedizin, Krebsbehandlung und Patient, dem man viele Leser/-innen wünscht. Unbedingt empfohlen.
Annemarie Schreibert
rezensiert für den Borromäusverein.
Ins Mark getroffen
Thomas Bein
Droemer (2021)
222 Seiten
fest geb.