Raffael - Das Lächeln der Madonna
Seine Bilder sind weltberühmt; doch wer weiß Signifikantes aus seinem Privatleben? Und wie die Epoche war, in der diese Gemälde und Fresken entstanden? In Form einer chronologischen Biografie versucht der Autor, darauf eine Antwort zu geben. Dabei stellt er die künstlerische Entwicklung den vielen kriegerischen Ereignissen zu Zeiten des Borgia-Papstes und seines Nachfolgers Julius gegenüber. Für Raffael hat es wahrscheinlich Flucht aus seiner Heimatstadt Urbino bedeutet, die ihn aber bis nach Florenz und zur Begegnung mit Leonardo da Vinci und Michelangelo führte. Erst Papst Leo X. wandte sich von einer Eroberungspolitik in Italien ab und förderte die Künste, nicht zuletzt Raffael. - Künstlerische Freiheit des Autors ist die frühbeginnende Beziehung zu Margherita Luti, die von Raffael als La Fornarina für die damalige Zeit recht spärlich bekleidet gemalt wurde. Er lässt die beiden sich bereits in Siena zu Anfang der Karriere begegnen und nach mehr als einem Jahrzehnt in Rom wieder zusammentreffen. Dabei übernimmt er die These eines italienischen Kunsthistorikers, Margherita wäre Raffaels Frau gewesen. Schöne Szenen sind die vielen Gastmähler und Geheimtreffen, auf denen immer wieder wichtige politische Schritte bis hin zur Papstwahl "vorbesprochen" wurden. Auch Raffael kann sich den Machtkämpfen nicht entziehen. Beim Lesen spürt man deutlich den Gegensatz zwischen schrecklichen Gemetzeln in Norditalien und dem sanften Lächeln, das eine Eigenheit der Madonnen von Raffael ist. Die zeitliche Parallelität muss man sich erst einmal vergegenwärtigen.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Raffael - Das Lächeln der Madonna
Noah Martin
Droemer (2020)
632 Seiten : Karten
fest geb.