Gott ohne Volk?

In einem langen Gespräch mit dem Journalisten Peter Seewald äußert sich der Passauer Bischof Stefan Oster zur Notwendigkeit einer Neuevangelisierung in einer Zeit, in der die Kirche in einer lang anhaltenden Krise steckt. Er stellt fest, dass heute Gott ohne Volk? kaum jemand mehr in volkskirchliche Strukturen hineinwachsen könne, und vermutet, dass die Talsohle der Säkularisierung noch längst nicht erreicht sei. Echte Reformen, betont Bischof Oster, könnten allerdings nur auf einer Rückkehr zum Evangelium basieren. Entsprechend skeptisch ist er, was die in der Öffentlichkeit diskutierten kirchlichen Streitpunkte (Akzeptanz von Homosexualität, Eucharistie für wiederverheiratete Geschiedene etc.) betrifft. Den Streit aufzulösen, indem man die kirchliche Praxis liberalisiert, findet nicht seine Zustimmung. Er verweist darauf, dass mehr Menschen die evangelischen Landeskirchen verließen, in denen vielen Forderungen nach Liberalisierung nachgegeben worden seien, als die katholische Kirche, und schließt daraus, dass ein "weichgespültes Evangelium" nicht weiterhelfe. - Der Gesprächsband ermöglich es, den bei seiner Ernennung 2014 jüngsten deutschen Bischof (geboren 1965), seine Lebensstationen vor und seit der Berufung sowie seine Haltung in der Debatte über den schwindenden Einfluss der Kirche in Staat und Gesellschaft kennenzulernen. Ab mittleren Beständen möglich.

Thomas Völkner

Thomas Völkner

rezensiert für den Borromäusverein.

Gott ohne Volk?

Gott ohne Volk?

Stefan Oster ; Peter Seewald
Droemer (2016)

237 S.
kt.

MedienNr.: 584421
ISBN 978-3-426-30103-6
9783426301036
ca. 14,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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