Als der Himmel uns gehörte
Die olympischen Spiele 1936 in Berlin und 2012 in London bilden die Klammer um einen breit angelegten Familien- und Sportroman. 2011 wird die Läuferin Jenny durch ihre Panikattacken am Erfolg gehindert. Gregory, der ihr Trainer und später ihr Geliebter wird, bringt sie auf die Spur ihrer fast 100-jährigen Urgroßmutter Alberta, genannt Albi. Die gebürtige Deutsche, eine begabte Bogenschützin, verliebte sich in den Springreiter Hannes, einen verarmten Adeligen. Als Traumpaar des Sports gefeiert errangen sie olympische Medaillen, doch der Preis war hoch. Albi, die sich um ihren epilepsiekranken Neffen kümmerte, den die Nazis als lebensunwert betrachteten, schaffte es unter größten Mühen, ihn und ihren jüdischen Onkel zu retten. Der Brite James, seit den Olympia 1932 Freund des Paares, für Hannes aber auch Konkurrent im Sport und in der Liebe, flog beide in einer dramatischen Aktion nach England. Nach dem Krieg fanden er und Albi zusammen und setzten sich für den Behindertensport ein. Auch Jenny, die ihre Versagensängste überwinden kann, wirbt für die Paralympics und wird die Stiftung ihrer Urgroßmutter übernehmen. - Ein beeindruckender Roman, der die Faszination für die olympischen Ideale zeigt, aber auch die Verführbarkeit der Menschen und die Perfidie, mit der die Nazis gerade den Sport für ihre Zwecke instrumentalisierten. Breite Empfehlung, auch für Nicht-Sportfans.
Evelin Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Als der Himmel uns gehörte
Charlotte Roth
Knaur (2015)
Knaur Taschenbuch ; 51664
604 S.
kt.