Die sieben Todsünden
Pater Matteo ist Seelsorger einer kleinen, armen Gemeinde in Bologna um 1576. Ihm werden die Sünden gebeichtet, er hört zu und hilft; sein Leben, seine Nöte und Sorgen bilden den Rahmen und auch so etwas wie den roten Faden für die sieben Kapitel "Hochmut", "Geiz", "Wollust", "Zorn", "Völlerei", "Neid" und "Faulheit". Erzählt wird aus der Sicht Pater Matteos, der vor seiner Berufung ein weltliches Leben geführt hat. Für die damalige Zeit ist er sicher ein sehr weitsichtiger, verständnisvoller Priester, aber eben doch - und das scheint mir gerade für einen historischen Roman als positiv anzumerken - den Moralvorstellungen seiner Zeit verhaftet. In diesem Zusammenhang sei die Geschichte Nausicas erwähnt, die mehrfach vergewaltigt wurde und sich gezwungen sah, zu einer Engelmacherin zu gehen. Auch sie muss und will Buße tun. - Es liegt in der Natur der Sache, dass die Geschichten ganz unterschiedlich sind; dennoch entsteht beim Lesen ein vager Eindruck einer gewissen Eintönigkeit. Pater Matteo möchte die Leser/innen ein wenig an Don Camillo erinnern, in seiner Menschlichkeit und in seinem Zwiegespräch mit Gott. Insgesamt ist dieser Roman solide geschrieben, historisch fundiert und birgt viele interessante Informationen zum damaligen Leben, ist aber für Büchereien kein "Must-Have". Zur Auffrischung bzw. Erweiterung des Bestandes an historischen Romanen empfehlenswert.
Barbara Nüsgen-Schäfer
rezensiert für den Borromäusverein.
Die sieben Todsünden
Wolf Serno
Knaur (2018)
Knaur-Taschenbuch ; 51721
473 S.
kt.