Ehrlichkeit ist eine Währung
Als Kind hat Theo Waigel (Jahrgang 1939) die Auswirkungen des Krieges noch am eigenen Leib erfahren. Sein älterer Bruder Gustl ist in den letzten Kriegsmonaten gefallen, ein Ereignis, das er nie vollständig überwunden und das ihn auch politisch geprägt hat. Neben den Schilderungen seiner politischen Lebensstationen ist es diese Offenheit in persönlichen Dingen, die dieses Buch so lesenswert macht. Aber auch viele Wegmarken der deutschen und bayerischen Geschichte hat Waigel u. a. als CSU-Vorsitzender und Bundesfinanzminister miterlebt und mitgestaltet. Die Aufkündigung der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU 1976 ebenso wie die Wiedervereinigung Deutschlands oder die Einführung des Euros. Die Hintergründe schildert er in leser*innenfreundlicher Sprache und aus persönlichem Blickwinkel heraus. Auf diese Weise werden auch andere politische Schwergewichte dieser Zeit, wie Franz-Josef Strauß und Helmut Kohl, in Waigels Anekdoten wieder lebendig. Theo Waigels Lebenserinnerungen sind auch eine Erläuterung der politischen Prozesse und Entscheidungen, in die er eingebunden war und damit auch eine Art Rechenschaftsbericht für sein eigenes politisches Handeln. - Politisch interessierten Leser*innen ab mittleren Beständen empfohlen.
Walter Brunhuber
rezensiert für den Borromäusverein.
Ehrlichkeit ist eine Währung
Theo Waigel
Econ (2019)
344, [16] S. : Ill (z.T. farb.)
fest geb.