Tod einer Königin

Die Biene ist seit Jahren in aller Munde und das Hobby-Imkern boomt, besonders in den Städten. Die Biene ist zum besonderen Sympathieträger geworden, ihr Überleben zum Maßstab für die Beachtung ökologischer Zusammenhänge auch in einer vom Menschen Tod einer Königin sehr veränderten Umwelt. Vielleicht, weil sich beim Imkern das menschliche Tun auf eine Weise mit dem Leben eines (Wild-)Tiers verzahnt, wie sonst nicht: die Bienen können ohne den Menschen in der freien Natur nur noch schwer überleben, der Organismus des "Bien" als Ganzes jedoch folgt immer noch sehr seinen eigenen Regeln, die der Imker nur bedingt beeinflussen kann. Mehr als andere Nutztierhalter muss er lernen, im Einklang mit der Natur d.h. mit seinen Völkern zu leben. Kelén, die von Beruf Kommunikationsdesignerin ist, hat sich mit dem Thema 'Bienen' intensiv auseinandergesetzt. In der ersten Hälfte ihres Buches erzählt sie detailliert und unterstützt von vielen Zeichnungen von der Biene und ihrer Lebensweise, im zweiten Teil geht es um das Problem des Bienensterbens und seine Gründe. Abgesehen von kleinen Ungenauigkeiten und Vereinfachungen im Text werden die Komplexität eines Bienenvolkes und seine Leistungen sehr beeindruckend geschildert und grafisch dargestellt, was bei den komplizierten Abläufen oft von Vorteil ist. Zu ungenau und grob allerdings sind die Schwarz-Weiß-Zeichnungen der einzelnen Tiere, die in keiner Weise das Erscheinungsbild der Bienen wiedergeben. Besonders nachteilig ist hier der weitestgehende Verzicht auf Farben. Das ist sehr schade angesichts des Umstandes, dass viele Menschen Bienen nicht von kleinen Hummeln oder Wespen unterscheiden können. Überhaupt vermitteln die durchaus schönen Zeichnungen zwar viel Wissen, der Gesamteindruck bleibt aber gewissermaßen steril und es entsteht kein wirklicher Eindruck von der Lebendigkeit und Quirligkeit, der Selbstgenügsamkeit und Zielstrebigkeit sowie der komplexen Organisation eines Bienenvolkes. Dennoch ist das Buch von Kelén für einen Einblick in die Zusammenhänge und Abläufe eines Bienenlebens gut geeignet und sensibilisiert eindringlich für die Schäden, die der Mensch in der Natur oft unbedacht anrichtet. Ergänzt werden sollte es aber mit mehr foto-orientierten Büchern, wie etwa von Jürgen Tautz: 'Phänomen Honigbiene' und eventuell mit einem Ratgeber für einfache Bienenhaltung, z.B. 'Imkern als Hobby' von Sebastian Spiewok.

Ulrike Braeckevelt

Ulrike Braeckevelt

rezensiert für den Borromäusverein.

Tod einer Königin

Tod einer Königin

Joana Kelén
Kosmos (2016)

64 S. : zahlr. Ill. (überw. farb.), graph. Darst., Kt.
kt.

MedienNr.: 585198
ISBN 978-3-440-15121-1
9783440151211
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Pr
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