In der Schlange
Es bleibt offen, inwieweit in diesem Erlebnisbericht eines Berliner Hartz IV-Empfängers Autobiografisches bzw. Erfahrungen von Freunden oder Bekannten des Autors eingeflossen sind. Jedenfalls erwartet den Leser das Psychogramm eines arbeitslosen Akademikers (Philosophie, Neuere Deutsche Literatur), der trotz (oder wegen?) aller Maßnahmen der Bundesagentur - Fortbildungsseminare, die keine sind, Ein-Euro-Jobs, Vermittlungsversuche, Zeitarbeit - in eine Stimmung abgleitet, die zwischen wachsender Resignation und Anpassung an "süßes Nichtstun" (aufgebessert durch gelegentliche Schwarzarbeit) schwankt. Der Ausstieg des Ich-Erzählers gelingt eher unvorhergesehen, als er für sein Manuskript über diese Erfahrungen den Literaturpreis Prenzlauer Berg erhält und deshalb von einem Verlag angenommen wird, der einen ordentlichen Vorschuss bezahlt. - Der sarkastisch-ironische mitunter überhebliche Ton, in dem die manchmal ans Komische grenzenden Verhältnisse beschrieben werden, entspricht eher der Sichtweise eines Intellektuellen als eines durchschnittlichen "Hartzers". Trotzdem lesenswert!
Hans-Jürgen Schubert
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
In der Schlange
Thomas Mahler
Goldmann (2011)
253 S.
fest geb.