Die Geschichte einer unerhörten Frau
Schon als Kind hatte es Gussy schwer, sich als Flüchtlingskind gegen Vorurteile und Hänseleien anderer zu behaupten. Auch in ihrer Familie begegnet ihr Ablehnung, als sie den Hallodri Hermann heiratet. Als Gussy erfährt, dass Hermann viel Geld veruntreut und in Kneipen verprasst hat, lässt sie sich 1959 scheiden und zieht mit ihren beiden Kindern von Frankfurt nach Köln. Das macht das Verhältnis zu ihrer Familie noch schwieriger; als Geschiedene muss sie sich außerdem alle möglichen Schikanen gefallen lassen, auch ihre Kinder leiden darunter. In diesem abwechselnd aus der Sicht der Mutter (personaler Erzählstil) und der Tochter (Ich-Form) geschriebenen Roman beschreibt Hippe Sozialgeschichte und Nachkriegszeit, wobei sie im Nachwort verrät, dass einige Begebenheiten autobiografischen Ursprungs sind. Im Brennpunkt steht die Situation der damaligen Flüchtlingsfamilien, die inmitten einer spießbürgerlichen Gesellschaft, ebenso wie später selbstbestimmte Frauen, wie Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Ein realistischer Plot voll nachvollziehbar agierender Figuren, zu dem das Cover des Buches wenig passt.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Geschichte einer unerhörten Frau
Hanne Hippe
Goldmann (2021)
427 Seiten
fest geb.