Das Marillenmädchen
1945: Als 11-Jährige überlebt die Wiener Jüdin Elisabetta als Einzige ihrer Familie den Holocaust. Schon acht Jahre später beginnt die einsame junge Frau, Zwiegespräche mit ihren von den Nazis ermordeten Schwestern zu halten. Vor allem die ältere Schwester macht Elisabetta Vorwürfe - zum einen, weil sie ein deutsches Mädchen bei sich im Elternhaus wohnen lässt, zum anderen, weil Elisabetta ihr Verhältnis zum einstmals nationalsozialistisch gesinnten, inzwischen verheirateten Nachbarn aufrecht erhält, von dem sie ein Kind hat. Doch Elisabetta will verzeihen ... Die ständig wechselnden Erzählzeiten der verschiedenen Lebensphasen der Ich-Erzählerin erfordern äußerste Konzentration bei der Lektüre dieses poetischen Buches. Erschwerend kommen die gleichlautenden Vornamen der Familienmitglieder verschiedener Generationen hinzu. Die hervorragend getroffene Charakterisierung nicht nur der Protagonistin, sondern auch deren Wille zur Versöhnung machen diesen spannenden Roman zu einer lohnenden Lektüre.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Marillenmädchen
Beate Teresa Hanika
btb (2016)
253 S.
fest geb.