Der Riss
Der Koreaner Ogi erwacht im Krankenhaus aus dem Koma. Mit Entsetzen muss er feststellen, dass er gelähmt ist und nicht sprechen kann. Er hat einen Autounfall verschuldet, bei dem seine Frau gestorben ist. In den Monaten danach denkt er über sein Leben nach, das von Rissen durchzogen ist. Als er zehn Jahre alt war, starb die Mutter. Das Verhältnis zum Vater blieb angespannt. Während des Studiums lernt er seine Frau kennen. Trotz beruflicher Erfolge wird Ogi seine Minderwertigkeitskomplexe nicht los. Seine Frau bricht das Studium ab und wechselt häufig die Arbeitsstellen. Als sie ein Haus kaufen und sie den großen Garten anlegt, scheint sie ihre Berufung gefunden zu haben. Doch die Ehe bleibt kinderlos und Ogi geht fremd. Acht Monate nach dem Unfall wird er aus der Klinik entlassen und kehrt nach Hause zurück. Nach und nach übernimmt die verwitwete Schwiegermutter die Regie über Ogis Leben und entlässt die Pflegekräfte. Er fühlt sich ihr hilflos ausgeliefert. - Hye-Young Pyun gelingt es, eine bedrohliche Stimmung zu erzeugen, die an Stephen King erinnert. Atmosphärisch dicht erzählt die in Korea preisgekrönte Autorin eine Geschichte über verpasste Chancen, Sprachlosigkeit und Schuld. Klare Empfehlung für alle Bestände. (Übers.: Ki-Hyang Lee)
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Riss
Hye-Young Phyn
btb (2019)
221 S.
fest geb.