Labyrinth
Ein junger Mann springt von der Brücke über den Bosporus in Istanbul. Wie durch ein Wunder kommt er mit einer gebrochenen Rippe davon. Doch er hat sein Gedächtnis verloren. Zwar weist ihn sein Ausweis als den 28-jährigen Boratin Bey aus, doch beim Blick in den Spiegel blickt ihn ein Fremder an. Er weiß nicht, warum er sterben wollte. Freunde erzählen ihm, dass er ein talentierter und beliebter Bluesgitarrist ist. Seine eigenen Kompositionen berühren ihn jedoch nicht. Er fühlt sich aus der Welt geworfen, die Zeitebenen verschieben sich für ihn. Bei seinen Streifzügen durch die Stadt versucht er, sich selbst auf die Spur zu kommen. - Der kurdisch-türkische Autor, Jurist und Menschenrechtsaktivist Sönmez wechselt immer wieder die Erzählperspektive, je nach Selbst- oder Fremdwahrnehmung seines Protagonisten. Bei der Suche nach der verlorenen Identität fließen philosophische Fragen in die Geschichte ein. Was ist die Zeit, was ist der Sinn des Lebens, was ist der Tod? Der leicht zu lesende und doch bedeutungsschwere Text bietet sich auch für Literaturkreise an. Für literarisch und philosophisch interessierte Leser in allen Beständen.
Susanne Emschermann
rezensiert für den Borromäusverein.
Labyrinth
Burhan Sönmez ; aus dem Türkischen von Sabine Adatepe
btb (2020)
157 Seiten
fest geb.