Tristano stirbt
Tristano, ein alter, kranker Mann in einem toskanischen Haus irgendwann im ausgehenden 20. Jh., weiß, dass er bald sterben wird. Er selber ist nicht mehr in der Lage, eine Art Lebensbilanz zu schreiben. Dafür bestellt er sich einen
Schriftsteller in seine Nähe. Tristano erzählt von seinen großen Kämpfen, v.a. in Reihen der italienischen "Resistenza" gegen die deutschen Besatzungstruppen. Auch von seinen Verwicklungen in den spanischen Bürgerkrieg erzählt er und immer wieder von den Frauen seines Lebens. Und nicht nur von wirklich gelebten Leben berichtet er dem Schriftsteller, sondern sehr viel auch von seinen Wünschen, die nicht in Erfüllung gingen und von seinen Träumen, die zwischen den Hoffnungen und den Utopien lagen. Eingestreut in den Text sind immer wieder Selbstreflexionen des Chronisten über den Versuch, ein Leben schreibend erfassen zu können: "Glaubst du denn wirklich, man könne das Leben in eine Biographie einsperren?" Tabucchis Roman weicht so deutlich ab von üblichen Lebensbeschreibungen und versucht in einer sehr literarischen Sprache die Grenzen heute so populären biographischen Schreibens auszuloten. (Übers.: Karin Fleischanderl)

Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Tristano stirbt
Antonio Tabucchi
Hanser (2005)
227 S.
fest geb.
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