Nach dem Unglück schwang ich mich auf, breitete meine Flügel aus und flog davon
Der Unfall war furchtbar, aber besonders schlimm ist, dass sich Jenna dabei die Schuld am Tod ihrer Mutter gibt. Und obwohl sich ihre Tante - der Vater lebt weit entfernt in einer neuen Familie - liebevoll um sie kümmert und das traumatisierte Mädchen
vorbehaltlos in ihre Familie aufnimmt, gelingt Jenna zunächst keine Anpassung an ihre neue Situation und die fremdartige Umgebung. Sie muss sich daran gewöhnen, dass ihr Körper nicht so ist wie vorher, versteckt das geschundene Gesicht und die ungewohnten Haare, die langsam wieder nachwachsen, unter einer hässlichen Kappe, und weigert sich, Kontakte wieder aufzunehmen und neue aufzubauen. Die Reduzierung der Schmerzmittel fällt ihr schwer, sie vermisst den Dämmerzustand der medizinischen Drogen, die sie die ersten Wochen nach dem Unfall überstehen ließen. Und zufällig lernt sie an ihrer neuen Schule ein älteres Mädchen kennen, die diese Rauschzustände kennt und genießt, und dessen Freundin sie spontan sein möchte. - Die Autorin beschreibt hier eine Situation, die trotz der Besonderheiten und der Tragik des Unfalls typisch ist für den Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter, mit überraschender Präzision und großem Einfühlungsvermögen. Ein spannender Jugendroman um den mühsamen Prozess der Selbstfindung. (Übers.: Birgitt Kollmann)
Lili Aignesberger
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Nach dem Unglück schwang ich mich auf, breitete meine Flügel aus und flog davon
Joyce Carol Oates
Hanser (2009)
267 S.
kt.