Immer bleibt das Andere
Das Titelgedicht des Bandes "Immer bleibt das Andere" ist der letzte Text dieser Gedichtsammlung von Uros Zupan. Man beginne damit vielleicht seine Lektüre dieser in seiner Beiläufigkeit und Lakonie verstörenden Gedichtsammlung.
Da legt der Schreibende eine Art Zwischenbilanz seines Lebens vor. Unbescholten sei er gewesen, auch dumm und geschmacklos. Eine bleibende Spur habe er nicht hinterlassen. "Schriftsteller sein ist äußerst langweilig; man verwendet seine Hände immer nur zum Tippen." Aber dann platzt geradezu in diese Monotonie des Lebens zwei Mal die gleiche Aussage: "Es bleibt das Andere". Was ist damit gemeint? Wer oder was ist dieses "Andere"? Man findet in den Gedichten keine Antwort und muss sich also schon selber einen Reim machen auf das angedeutete "Andere". Wunderbar auch die poetische Kindheitserinnerung "Garten, Bach". Der Schreibende versucht sich hier einer Zeit in seiner Biographie zu erinnern, in der es bestimmte Schlüsselwörter der menschlichen Existenz noch nicht kannte. "Die Wörter - Zorn, Angst, Haß, Schmerz, Aufbruch - kenne ich noch nicht. Ich kenne den Raum hinter ihrem Klang nicht." Was ist das, der "Raum hinter dem Klang der Wörter"? - Uros Zupan schreibt Gedichte, von deren Rätselhaftigkeit man nicht loskommt und die deshalb ein so langes Echo im Lesenden auslösen. (Übers.: Fabjan Hafner)

Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Immer bleibt das Andere
Uros Zupan
Hanser (2008)
Edition Lyrik Kabinett bei Hanser ; 8
96 S.
fest geb.
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