Homers Heimat
Wer war Homer? Die alte Frage treibt wieder streitlustige Forscher um und beflügelt die Phantasie der Leser, sofern sie dieses provokante Buch lesen. Schrott sieht den Ilias- Schauplatz in Kilikien. Und Homer sei weder blind, noch
Genie, sondern schlichter Schreiber im assyrischen Staatsdienst gewesen. In den trojanischen Sagenstoff habe er seine Zeitgeschichte projiziert, den Griechen assyrische, den Troern hethitische Züge gegeben. Die Ilias erzähle von drei Revolten gegen die assyrische Großmacht. Schrott stellt seine eigenen Hypothesen gegen altbekannte Thesen und hat damit in den Feuilletons und in Fachkreisen für Aufregung gesorgt. Das materialreiche, dennoch flott geschriebene Buch entwirft ein buntes Bild, ist mehr ein spannendes intellektuelles Spiel als ein Forschungsbericht. Es ist zugleich ein Vorspiel, das uns gespannt macht auf die im Herbst erscheinende Ilias-Übersetzung des Autors. Für Homerfreunde ein Lesefest. Für Kilikienreisende ein Baedeker der antiken Literatur. Für alle Freunde der Antike eine Bereicherung.

Heinrich Halm
rezensiert für den Borromäusverein.

Homers Heimat
Raoul Schrott
Hanser (2008)
426 S. : zahlr. Ill., Kt.
fest geb.
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