Schlechte Gesellschaft
In drei, die Jahre 1865 bis 2007 umfassenden Haupthandlungslinien berichtet Katharina Born über die Familien der nach Auslandsaufenthalten in ihren Heimatort zurückkehrenden Hella von Nesselhahn und Peter Vahlen. Die als "perfektes Paar" geltenden, in der 1968er-Bewegung politisch aktiv gewesenen Intellektuellen möchten endlich ankommen und sich heimisch fühlen. Beider Sehnsucht signalisiert, dass "Schlechte Gesellschaft" über die zeitbezogene Familiengeschichte hinaus auch als Heimatroman gelesen werden kann. Ohne Kitsch und Klischees schildert die Schriftstellerin (Jahrgang 1973) das konfliktreiche Zusammenleben in einer Westerwaldidylle. Trotz der angesprochenen anspruchsvollen Themen wie Freundschaft und Solidarität, aber auch Misstrauen, Schuld und todbringender Verrat bleibt Raum für Witz und hintergründigen Humor. Vor allem in jenen Episoden, in denen ein hysterischer Doktorand die Jagd nach einem unveröffentlichten Romanmanuskript Peter Vahlens auslöst, gibt sich eine augenzwinkernde Autorin zu erkennen. Dass der vor allem in seinem Finale ironisch angelegte Roman dennoch kein ungeteiltes Lesevergnügen bereitet, resultiert u.a. aus der z.T. unpräzisen Porträtierung der Akteure, die bezüglich ihrer verwandtschaftlichen Beziehungen nicht ohne Mühe zuzuordnen sind.
Kirsten Sturm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Schlechte Gesellschaft
Katharina Born
Hanser (2011)
264 S.
fest geb.