Cevdet und seine Söhne
Istanbul im Jahre 1905. Der ehrgeizige junge Kaufmann Cevdet verbringt einen heißen Sommertag in Istanbul. In einer Kutsche unterwegs sucht er seinen revolutionär gesinnten Bruder auf, geht Geschäften nach und stattet der Familie seiner zukünftigen Frau einen kurzen Besuch ab. Während dieses einzigen Tages kommt Cevdet mit unterschiedlichen Glaubensrichtungen, Nationalitäten, Weltanschauungen und politischen Strömungen in Berührung. Dabei steht immer die Frage nach seiner eigenen Identität im Mittelpunkt. Ein Zeitsprung führt die Leser in das Jahr 1935. Cevdets Söhne Osmann und Refik arbeiten mehr oder minder gerne im Familienunternehmen. In den dazwischenliegenden 30 Jahren hat sich die Türkei unter Atatürk vom Reich zur Republik geändert, was der Autor beeindruckend dokumentiert. Orhan Pamuk, dem 2005 der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und 2006 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, gab in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung im Jahre 2011 an, dass er sich für den Roman schäme, da man u.a. seine tiefe Verehrung für Lew Tolstoi, besonders für dessen "Anna Karenina", deutlich erkenne. Hier stapelt der renommierte Autor tief, denn sein Buch lässt die Meisterschaft seiner späteren Werke leicht erkennen. (Übers.: Gerhard Meier)
Martina Mattes
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Cevdet und seine Söhne
Orhan Pamuk
Hanser (2011)
664 S.
fest geb.