Bilder von A.

Die intensive Rückerinnerung der schreibenden und malenden Ich-Erzählerin entspricht der Betrachtung ihres bisherigen Lebens. Im Mittelpunkt steht ihre komplizierte Beziehung zu dem erfolgreichen, inzwischen verstorbenen Theaterregisseur A., dem Bilder von A. sich die um 15 Jahre Jüngere emotional "ausgeliefert hatte". A. jedoch, "ein Fluchttier", bevorzugt "Ungeregeltes, Ungenormtes" und reagiert mit seiner Eigenwilligkeit auf den in den 1970er Jahren erstarrten DDR-Kulturbetrieb. Als ihm staatlicherseits genehmigt wird, als Gastregisseur im Westen zu arbeiten, bleibt beiden die schriftliche Verständigung als einzige Verbindung. Während A. die Welt bereist, erkundet die der jüdischen Religionsgemeinschaft angehörende Ich-Erzählerin "etwas Nahes" und vertieft den Kontakt zu ihrer Gemeinde. Das in diesem Zusammenhang geäußerte Unverständnis des geliebten Mannes, der ihr Flucht aus dem realen Leben vorwirft, irritiert sie und erschwert den Dialog. Was ihr bleibt, sind die "Bilder von A.", die sie durch ihre von der Autorin Barbara Honigmann (Jahrgang 1949) einfühlsam gestaltete Traumwelt begleiten. Lakonisch, poetisch, nicht ohne Selbstironie erzählt, liest sich die aus Szenen und Episoden bestehende empfehlenswerte Prosa als eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Der 2011 mit dem Max-Frisch-Preis der Stadt Zürich geehrten Schriftstellerin ist es darüber hinaus gelungen, ein stimmiges DDR-Bild zu vermitteln, das auf den eigenen Erfahrungen der gebürtigen Ostberlinerin beruht.

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Bilder von A.

Bilder von A.

Barbara Honigmann
Hanser (2011)

136 S.
fest geb.

MedienNr.: 350017
ISBN 978-3-446-23742-1
9783446237421
ca. 16,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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