Der Russe ist einer, der Birken liebt
Maria, genannt Mascha, wurde als Jüdin in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, geboren. Als Zwölfjährige flieht sie - wie viele Aserbaidschaner - mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg. Doch da hat dieser Krieg bereits tiefe Spuren in ihr hinterlassen,
die ihr weiteres Leben prägen. Die Familie kommt nach Frankfurt, wo Mascha Deutsch lernt und schließlich fünf Sprachen fließend spricht. Auch Jahre nach ihrer Flucht kann Mascha mit ihrem Freund Elias nicht über ihre Kriegserlebnisse sprechen. Als Elias auch noch an einer schwärenden Wunde stirbt, gibt sich Mascha die Schuld dafür, nicht rechtzeitig Hilfe geholt zu haben. Unfähig, ihre Trauer zu verarbeiten, flieht sie vor sich selbst und stürzt sich von einer Affäre in die andere. - Ein Roman, der unter die Haut geht, weil er vom traumatischen Erlebnis seiner Protagonistin erzählt, aber auch von den Schwierigkeiten, in Deutschland eine neue Heimat zu finden. Die Ruhelosigkeit der Protagonistin könnte realistischer nicht gezeichnet werden. Der in sich stimmige Plot erzählt spannend und bruchstückhaft, wie sich ein kleines glückliches Mädchen zu einer Frau ohne Halt und Lebensmut entwickeln kann.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.

Der Russe ist einer, der Birken liebt
Olga Grjasnowa
Hanser (2012)
283 S.
fest geb.