Der Duft des Sussita
In den lose verbundenen Erzählungen schildert der Autor u.a. Tel Aviv als das neue Sodom, in dem "Religion als Spaß gefeiert und gelebt" wird. Oder das Leben im Kibbuz, in dem man alles hat, was man braucht, nur kein eigenes Geld. Da aber auch Kibbuze Finanzprobleme haben, wird an Privatisierung gedacht. Eine andere satirische Geschichte thematisiert die - fehlenden - Essenslieferungen an die israelische Armee während des Libanonkriegs. Die brillante, absurde Titelgeschichte handelt vom "Stolz Israels", dem Nationalauto "Sussita", das inzwischen "ausgestorben" ist. Das neue Familienauto wird von Kamelen aufgefressen, weil sie den Duft mögen. In den meisten Geschichten taucht "Onkel Sauberger" auf, der leidenschaftlich gern unkoscheres Fleisch isst. Die Sprache des unkonventionellen, aus Siebenbürgen stammenden und in Israel aufgewachsenen Autors, der in Tübingen lebt, wechselt von Erzählung zu Erzählung: mal ausufernd mit vielen Ausschmückungen und Wiederholungen, mal schlicht berichtend, mal umwerfend komisch. Die Geschichten ergeben so ein Bild eines widersprüchlichen Landes, das zwischen orientalischer Weitschweifigkeit und strengen Traditionen pendelt.
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Duft des Sussita
Robert Scheer
Hanser Berlin (2012)
154 S.
fest geb.