Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne
Das auf Fakten fußende Buch des Russland-Historikers Orlando Figes gewährt dem Leser neben der im Vordergrund stehenden Liebesgeschichte zwischen Lew und Swetlana einen realistischen und schockierenden Einblick in deren von Krieg und Verfolgung gezeichnetes politisches und gesellschaftliches Umfeld. Weit über 1000 Briefe - ergänzt durch Interviews mit dem hochbetagten Paar (gest. 2008/2010), Verwandten, Freunden und Bekannten, durch Ortsbegehungen und Recherchen in Archiven - bilden die dokumentarische Grundlage dieses Buches. Lew, als russischer Soldat in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten, wird nach seiner Befreiung durch die US-Army und nach Übergabe an die Rote Armee wegen angeblicher Spionage für Deutschland zu mehrjähriger Haft im Arbeitslager (Gulag) Petschora im Norden Sibiriens verurteilt. Unter Lebensgefahr gelingt es, Lews Briefe - unzensiert - an Swetlana aus dem Lager heraus und ihre Briefe an ihn hinein zu schmuggeln. Sie zeigen zum einen neben dem alltäglichen Leben in Moskau die unmenschlichen Zustände im Gulag, die Verrohung der Gefangenen, aber auch Solidarität und Hilfsbereitschaft, zum anderen die Sorge der beiden umeinander, ihr tiefes Vertrauen zueinander, sowie die Hoffnung und Kraft, die sie diese schrecklichen Jahre überstehen ließen. - Ein authentisches Zeitdokument und eine bewegende Liebesgeschichte.
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Schick einen Gruß, zuweilen durch die Sterne
Orlando Figes
Hanser (2012)
375 S. : Ill., Kt.
fest geb.