Zwischen den Grenzen

Unterwegs, quer durchs "Heilige" Land - da, wo es am unheiligsten ist: über alle grellbunten, widersetzlichen Ethnien hinweg oder hindurch, und zwischen allen Grenzen - und wie es am uneiligsten geschieht, also per pedes oder per Anhalter! Martin Schäuble beschreibt in genauen Details, zwar uneilig, aber immer innerlich beteiligt, seine ernsthafte Suche nach den "Heiligen" unter ultraorthodoxen Juden, Jerusalemer Muslimen, Soldaten, Samaritern, Hisbollah und säkularen Palästinensern (unter denen ja auch nicht wenige Christen leben) schwarzen Gast-Sklaven - all das, was er in den Tagen der 3. Intifada erfahren, d.h. erwandert hat. Seine Route führt ihn kreuz und quer an alle Brennpunkte des zerrissenen Landes, von Tel Avivs Obdachlosenpark über die dreigeteilte "heilige" Stadt, Oasen wie Offizierskasernen, durch den Negev bis zu den Shopping- und Amüsierhöllen am Roten und am Toten Meer, über die Checkpoints und Wasserpfeifenbars von Westpalästina, die Golanhöhen bis zum Libanon, ja sogar den Gazastreifen. Er erlebt viele Grenzfälle zur Illegalität oder Lebensbedrohung wie eine Schmugglertunnelbegehung, heikle Foto- und Zollverhöre, unzählige Grenzpostenkontrollen, militante Siedlergespräche, Alkoholkonsum in den besetzten Zonen der Westbank, feindselige Diskussionen über den Holocaust und Hitler. All das berichtet dieser hartnäckige Grenzgänger sehr nüchtern, uneitel, mit scharfem Blick für den Hass-aus-Angst, nationalen Stolz, religiösen Fanatismus, wirtschaftliche Nöte. Sein Stil ist unprätentiös, sachlich wie sachgerecht, mit feinem Gespür für die Individuen, denen er begegnet, oft mit einem Anflug von Ironie und Humor bei Missverständnissen ("Have you come here to play Jesus?"). Sein Bericht enthält vor jedem der 18 Kapitel (= Wegstationen) auch alle näheren Routenpläne. - Eine breit informierende und letztlich tief bewegende Reportage, allen Büchereien sehr empfohlen.