Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen
Die zwölfjährige Calpurnia Tate weiß ziemlich genau, was sie aus ihrem Leben machen möchte. Sie liebt die Natur und verbringt ihre freie Zeit am liebsten mit der Beobachtung von Tieren und Pflanzen. Liebend gern würde sie studieren und Naturwissenschaftlerin
werden. Für ein Mädchen ist dies zu Beginn des 20. Jh. ein kaum erfüllbarer Wunsch, und so stoßen ihre Pläne in ihrer großen Familie auf wenig Verständnis. Vor allem die Mutter versucht alles, um aus dem unkonventionellen Mädchen doch noch eine junge Dame zu machen, deren höchstes Lebensziel eine gute Partie sein sollte. Nur der eigenwillige Großvater, ein begeisterter Forscher und Tüftler, erkennt und fördert die Begabungen des Mädchens, schenkt ihr Bücher und bezieht sie in seine naturwissenschaftlichen Forschungen mit ein. Trotz seines Beistands muss Calpurnia immer von neuem all ihren Mut zusammennehmen, um gegen die traditionellen Erwartungen ihres Umfelds für ihre Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu kämpfen. - Der kanadischen Autorin ist mit diesem ungewöhnlichen historischen Stoff ein anrührendes Jugendbuch gelungen, dessen unerschrockene, immer neugierige und kein bisschen altmodische Heldin man sofort ins Herz schließt. Mit ihrem warmherzigen, humorvollen Stil und einem wunderbaren Gespür für interessante Szenen und sehr individuelle Charaktere zieht Kelly ihre Leser/-innen in ihren Bann, die das mit Vignetten der Naturforscherin Maria Sibylla Merian und mit Zitaten Charles Darwins stimmig ausgestattete Buch nur ungern aus der Hand legen werden. (Übers.: Birgitt Kollmann)
Angelika Rockenbach
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Calpurnias (r)evolutionäre Entdeckungen
Jacqueline Kelly
Hanser (2013)
333 S.
fest geb.