Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

Ein Erzähler stellt sich vor, dass sich Anfang November 1924 am Zürcher Hauptbahnhof drei reale Personen hätten begegnen können. Die 13-jährige Laura d'Oriano reist mit ihrer Familie im Orient-Express von Konstantinopel noch Paris und sitzt im Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer letzten Waggon in der offenen Tür. Ihr Blick hätte auf den 19-jährigen Maschinenbaustudenten Felix Bloch fallen können, der zwischen den Gleisen beim Güterschuppen sitzt und über sein zukünftiges Studium nachdenkt. Ein Jahr später wird er sich der vermeintlich wenig kriegsbefördernden Atomphysik zuwenden, nicht ahnend, dass er zu einem der Väter der Atombombe werden wird. Die dritte Person, die am besagten Datum durch Zürich fährt, ist Emile Gilliéron junior, der die Asche seines Vaters in die Heimat am Genfer See bringt. Zusammen mit den Archäologen Heinrich Schliemann und Arthur Evans hatte sein Vater als Künstler - oder Kunstfälscher - den Mythos von der Wiege des Abendlandes geschaffen. Die phantasievollen Interpretationen der rudimentären Fundstücke durch Gilliéron und die Ausgräber sind programmatisch für Alex Capus' Textarbeit an den drei Biografien: Aus wenigen bekannten realen Eckdaten erschafft er ineinander verschlungene, lebendige und eindringliche Geschichten über drei mehr oder weniger bekannte historische Figuren; dabei lässt er, im Gegensatz zum Fälscher, das "Gemachte" daran immer wieder durchscheinen. - Allen Büchereien ausdrücklich empfohlen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer

Alex Capus
Hanser (2013)

281 S.
fest geb.

MedienNr.: 575526
ISBN 978-3-446-24327-9
9783446243279
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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