Pink-Sari-Revolution

In vielen Teilen Indiens gelten andere Maßstäbe als in Europa. Vor allem in den ländlichen Gegenden sind die Menschen der Willkür von Polizei und Behörden ausgesetzt. Die Kriminalitätskultur und die rechtsverachtende Selbstbedienungsmentalität der politischen Klasse sind für Europäer unvorstellbar. Politiker, die sich aufführen wie Gangster, stützen sich dabei auf einen korrupten und geschmierten Polizeiapparat. Sampat Pal, geboren 1960, wächst in diesem System auf, in einem Dorf im Bundesstaat Uttar Pradesh in Zentral-Indien. Aus dem wilden ungezügelten Kind entwickelt sich früh eine Frau mit Selbstbewusstsein und Unerschrockenheit, die sich nicht einfach unterwerfen will und auch nicht hinnehmen will, dass ihre Mitmenschen drangsaliert werden. Sie erkennt, dass gerade die Frauen, die sich besonders hilflos ausgeliefert fühlen und oft von Zwangsehen und Vergewaltigung bedroht sind, zusammenhalten müssen, um sich zu schützen. Was mit einer Tracht Prügel für einen gewalttätigen Polizisten beginnt, weitet sich zu einem organisierten Kampf aus, und 2005 gründet Sampat Pal die Gulabi-Gang, eine 'schlagkräftige' Gruppe Frauen, die einheitlich gekleidet und mit Bambusstöcken bewaffnet für ihr Recht und gegen Unrecht eintreten und sich von Behörden nicht einschüchtern lassen. Sampat Pal, die bis heute Analphabetin ist, kann überzeugend und mitreißend reden, und ihr Aufstieg zu einer Führungsfigur zeigt, was möglich ist, wenn Unerschrockenheit, Beharrlichkeit und Charisma zusammenkommen. - Der Bericht über diese außergewöhnliche Frau ist von Amanda Fontanella-Khan packend und unterhaltsam geschrieben und ermöglicht einen authentischen Blick auf das alltägliche Leben in Indien und die Not der unteren Bevölkerungsschichten, insbesondere aber der Frauen. Überall empfohlen.