Die juristische Unschärfe einer Ehe

Die offene Struktur des unkonventionellen Romans spiegelt die Intention der Autorin wider. Denn die 1984 in Aserbaidschan geborene Olga Grjasnowa porträtiert einfühlsam drei Mittzwanzigjährige, die sich im schwierigen Prozess ihrer Selbstsuche befinden. Die juristische Unschärfe einer Ehe Wenn Leyla und Altay, die beide aus Baku stammen, das tolerante Berlin als Lebensmittelpunkt wählen, resultiert diese Entscheidung aus ihrer Homosexualität. Um vor ihren konservativen Familien zu bestehen, führen sie eine Pro-forma-Ehe. Als sich die Amerikanerin Jonoun, eine mittellose Künstlerin, in Leyla verliebt, entwickelt sich ein durch unterschiedliche Lebensauffassungen belastetes Dreiecksverhältnis. Um sich über eigene Wünsche und Zielvorstellungen klar zu werden, fliegt Leyla nach Baku und lädt Jonoun ein, gemeinsam mit ihr Aserbaidschan, Georgien und Armenien zu besuchen. - Da für die Autorin die ehemaligen südlichen Sowjetrepubliken kein unbekanntes Terrain darstellen, wirken die informativen Berichte authentisch. Das Motiv des Reisens hat für Grjasnowa nicht nur eine geographische, sondern auch eine philosophische Dimension. Sieht sie doch im Überschreiten von Grenzen die Chance, Bekanntes zu hinterfragen und an Fremdem zu reifen. Die homoerotischen Szenen der Liebesgeschichte sind der Realität angepasst, ohne obszön bzw. vulgär zu wirken. Empfehlenswert.

Kirsten Sturm

Kirsten Sturm

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die juristische Unschärfe einer Ehe

Die juristische Unschärfe einer Ehe

Olga Grjasnowa
Hanser (2014)

264 S.
fest geb.

MedienNr.: 408054
ISBN 978-3-446-24598-3
9783446245983
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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