Die zerrissenen Jahre
Der Historiker Philipp Blom knüpft mit diesem Buch an das 2009 erschienene und vielgepriesene Werk "Der taumelnde Kontinent" (BP/mp 09/545) an. Nach den Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges schildert er nun die aus den Fugen geratene Welt der Zwischenkriegszeit, die den Krieg nach innen wendete und ihr Heil in Bolschewismus oder Faschismus suchte. In bewährter Manier greift der Autor für jedes Jahr eine Episode aus dem Zeitgeschehen heraus, die exemplarisch das Lebensgefühl und die Weltsicht der Zeitgenossen verdeutlicht. So entsteht ein Geschichtenmosaik, das einen lebendigen Eindruck von der politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen in Europa und den USA vermittelt. - Philipp Blom ist ein glänzender Erzähler, der geschickt immer wieder zeitgenössische Berichte (z.B. über das Leiden der ukrainischen Bauern während der Hungersnot in den dreißiger Jahren) zur Veranschaulichung seiner Darlegungen einbaut. Bemerkenswert ist auch der multiperspektivische Blick, der Zusammenhänge in der "zerrissenen" Welt aufzudecken vermag. - Kurzum: Diesem zugleich fesselnden und erhellenden Zeitengemälde sind viele Leser zu wünschen.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Die zerrissenen Jahre
Philipp Blom
Hanser (2014)
572, [8] S. : Ill. (z. T. farb.)
fest geb.