Der König bin ich
Erst mit fünf Jahren und nur mithilfe des liebevollen und trickreichen Geschicks seiner Mutter beginnt Julien Hugo Horiot zu sprechen. Der autistische Julien, der sich selbst in seiner Haut nicht wohlfühlt, gilt bei seinen Lehrern als unerzogen, weil er ständig abschweift. Der hochintelligente Junge denkt wie ein Erwachsener und kann deshalb auch mit Gleichaltrigen nichts anfangen, weshalb ihn die Klassenkameraden für überheblich halten, sodass sie den Außenseiter piesacken, wo sie nur können. Obwohl sich Julien nicht wehren kann, will er keinen Schutz durch die Mutter, sodass er beginnt, das Kind Julien in Gedanken zu "begraben", um in die Rolle des - angepassten - Hugo zu schlüpfen. Zwar bleibt Horiot auch als Hugo ein Asperger, doch als Schauspieler, Autor und Regisseur hat er inzwischen gelernt, mit seiner Krankheit zu leben. Dafür musste er aber auch einen Gutteil seiner Identität aufgeben. Die ehrlichen Schilderungen des Autors machen betroffen, geben aber auch eindrucksvoll Einblick in die Welt eines Menschen mit Asperger-Syndrom.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Der König bin ich
Hugo Horiot
Hanser Berlin (2015)
169 S.
fest geb.