Entweder bin ich unsterblich
Die 1939 in Mailand geborene Anna Maria Carpi ist im deutschsprachigen Raum bislang nicht bekannt. Erst jetzt mit diesem (in der sehr verdienstvollen "Edition Lyrik Kabinett' erscheinenden) Band haben wir die Möglichkeit, eine der lebendigsten Stimmen der zeitgenössischen Lyrik Italiens kennenzulernen. Der oft lakonische, gelegentlich auch ironische Ton ihrer Gedichte ist sehr gut in das im Vergleich mit dem Italienischen schwerfälligere, dunklere Deutsch übertragen worden. Da die Autorin ihre Gedichte nicht mit einem Titel einrahmt, fällt es manchmal schwer, Anfang und Ende eines Gedichts zu bestimmen. Aber vielleicht ist das ja auch gerade Bestandteil ihrer Vorstellung von einem Gedicht, in der es das Beginnen und Beenden eines literarischen Werkes nicht gibt. Alle Gedichte sind in der italienischen Originalsprache und der deutschen Übersetzung abgedruckt. Sehr zu empfehlen ist die vorherige Lektüre des ausgezeichneten Nachworts von Durs Grünbein, das einem hilft, die Gedichte der Autorin in ihrer Bedeutung zu verstehen. Die Gedichte machen uns sehr neugierig auf diese "verirrte Italienerin", die sich mit Worten fortzutasten versucht in einer Welt, "in der ihr alte Orientierungen und Sicherheiten verloren gegangen sind." (Übers.: Piero Salabc
Carl Wilhelm Macke
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Entweder bin ich unsterblich
Anna Maria Carpi
Hanser (2015)
Edition Lyrik Kabinett
153 S.
fest geb.