Chronik meiner Straße

Seit 20 Jahren lebt die aus Ostberlin stammende jüdische Autorin in der Rue Edel in Straßburg, in der die meisten Menschen, die hierher ziehen, nur vorübergehend wohnen. Liebevoll und im Plauderton erzählt Honigmann von den mitunter auch schrulligen Chronik meiner Straße Bewohnern ihres Viertels. Hier tummeln sich gebürtige Franzosen ebenso wie Intellektuelle und Sozialschwache aus aller Herren Länder mit ihren verschiedenen Sprachen, Religionen und Gebräuchen. Ganze Lebensgeschichten breiten sich vor dem Leser aus. In diesem Viertel missioniert zum Beispiel der frömmlerische angesehene jüdische Professor mit seiner Frau, die sich später in einem ganz anderen Stadtviertel als bekehrte Christen hervortun. Und die alte jüdische Ungarin von nebenan wartet immer noch auf die Wiedergutmachungszahlung aus Deutschland, weshalb sie schon bei der Ich-Erzählerin im Flur steht, wenn es wieder Briefe aus Deutschland zu übersetzen gibt. Honigmann thematisiert nicht nur das friedliche multikulturelle Miteinander, sondern auch die verborgenen Diskriminierungen untereinander. Dabei wechselt sie im Tonfall geschickt zwischen Humor und Ernst.

Adelgundis Hovestadt

Adelgundis Hovestadt

rezensiert für den Borromäusverein.

Chronik meiner Straße

Chronik meiner Straße

Barbara Honigmann
Hanser (2015)

151 S.
fest geb.

MedienNr.: 580477
ISBN 978-3-446-24762-8
9783446247628
ca. 16,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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