Über den Winter
Rolf Lappert ist ein stiller Erzähler, der es nicht eilig hat mit seinen Geschichten. Mehrere Jahre pflegt er an einem Roman zu arbeiten, und auch den Figuren, die er darin mit ihren halb glücklichen, halb erbarmungswürdigen Schicksalen ringen lässt, lässt er Zeit genug, um zu erforschen, was hinter ihnen liegt. "Über den Winter" beginnt in einer italienischen Feriensiedlung. Lennard Salm, Strandgutsammler und Fotograf, geht es eigentlich ganz gut, dann entdeckt er eine Kinderleiche und erfährt fast gleichzeitig vom Tod seiner Schwester. Die Rückreise in die Stadt der Kindheit, nach Hamburg, ist zugleich eine Reise in die Zeit. Erzählt wird vom Lebensweg der Familie, manchmal in detailverlorenen Spiralen, aber auch in konzentrierten Szenen. Die Krisen in der Familie sind Chancen und Erfahrungsgewinn: auf diese - etwas dürftige - Lektion lässt sich Salms Rückkehr bringen. Für geduldige Leser, größeren Beständen empfohlen. (Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015)
Michael Braun
rezensiert für den Borromäusverein.
Über den Winter
Rolf Lappert
Hanser (2015)
382 S.
fest geb.