Ohrfeige

Karim, ein Flüchtling aus dem Irak, der in der bayerischen Provinz gelandet ist, erzählt seine Geschichte und die anderer Menschen aus allen Teilen der Welt, die nach Deutschland gekommen sind, um ihr Leben zu retten. Der Autor erlaubt seinem Erzähler Ohrfeige Karim, sich alles von der Seele zu reden, was sich in über drei Jahren an Demütigungen, Verletzungen und Enttäuschungen aufgestaut hat. Sein Lebensweg steht dabei exemplarisch für die von ungezählten Flüchtlingen, die alles riskiert und hinter sich gelassen haben, um ein neues Leben zu beginnen, und die feststellen müssen, dass deutsche Gesetze, Bürokratie und menschliche Hartleibigkeit die Macht haben, alle Hoffnungen zunichte zu machen. - Abbas Khider, gebürtiger Iraker, weiß leider nur zu genau, wovon er spricht. Am eigenen Leib hat er erfahren, was Flucht und Illegalität bedeuten. Nur wer selbst erlitten hat, wovon in dem Roman die Rede ist, kann derart authentisch schildern, welche Torturen man erleidet auf der nahezu hoffnungslosen Suche nach einer neuen Heimat. Khiders Sprache ist klar, einfach und treffsicher. Die Szenerien ungeschönt und deshalb so derart glaubhaft. Zeitlich bewegt sich der Roman Ende der 90er Jahre und schließt im Jahr 2001, als sich nach den Anschlägen des 11. September die Lage für Asylbewerber in Deutschland noch einmal deutlich verschärft hat. Das Schlimme:15 Jahre später scheint sich die Geschichte beinahe zu wiederholen. Paris 2015 und New York 2001 - beide Ereignisse ziehen ihre Kreise. - Ein eindringliches Buch von hoher Aktualität.

Susanne Holzapfel

Susanne Holzapfel

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ohrfeige

Ohrfeige

Abbas Khider
Hanser (2016)

219 S.
fest geb.

MedienNr.: 584019
ISBN 978-3-446-25054-3
9783446250543
ca. 19,90 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.