Neben uns die Sintflut
Schonungslos und mit einem Schuss Sarkasmus beschreibt der Soziologe Lessenich im globalen Maßstab die mit den kapitalistischen und auf Wachstum hin ausgerichteten Wirtschaft der westlichen Staaten verbundene Externalisierung: Die Kosten für ein Leben in Wohlstand, das über die eigenen Verhältnisse hinausgeht, werden auf vielfältige Weise auf die Länder des Südens abgewälzt, dort sind u.a. Ausbeutung der Arbeitskraft, Umweltzerstörung und agroindustrielle Naturplünderung an der Tagesordnung. Auf den Punkt gebracht geht es uns gut, weil es anderen schlecht geht. Nur durch Abschottung (vgl. "Flüchtlingskrise") und Ausschluss versuchen wir, diese machtvollen Strukturen zu erhalten, was uns aber immer schwerer fällt. Radikal vertritt Lessenich die These, dass viele Initiativen für die Eine-Welt, für Nachhaltigkeit, Konsumverzicht und ähnliches nur Kosmetik sind, die an den Grundstrukturen nichts ändern. Nur ein letztlich marxistisch geprägter, radikaler Paradigmenwechsel des weltwirtschaftlichen Gefüges könnte den Wandel herbeiführen. - Auch wer sich vielleicht mit der Unbedingtheit der Weltdeutung Lessenichs schwertut, wird in dem Buch manche nachdenklich stimmenden Gedanken und Schlussfolgerungen finden. Zur Diskussion ab mittelgroßen Beständen.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Neben uns die Sintflut
Stephan Lessenich
Hanser Berlin (2016)
223 S.
fest geb.