Der Mann, der Verlorenes wiederfindet

Auf dem Platz vor dem Kloster in Arcello nahe Padua liegt auf einer Trage der heilige Antonius von Padua im Sterben. Mit ihm warten die 3.000 Menschen auf seinen Tod, die seine Predigt hören wollten - und nun hoffen, seine Himmelfahrt zu erleben. Der Mann, der Verlorenes wiederfindet Antonius erinnert sich an seine wichtigsten Lebensstationen: die Kindheit bei seinem Großvater, die erste Liebe, der Eintritt ins Kloster, der Kampf gegen seine Eitelkeit und seinen Hochmut, weil er mit seiner Kenntnis der Bibel und der Bücher der Kirchenlehrer gern glänzte, und an seine Predigten, mit denen er die Menschen erreichen kann. Auch in seinen letzten Stunden kämpft er mit theologischen Zweifeln: Wie kann Gott das Böse zulassen? Wie kann er den Teufel erschaffen? Was ist das für ein Gott, der sich auf eine Wette mit Luzifer um die Seele des getreuen Hiob einlässt? Hoffnung spendet ihm nur das Hohelied der Liebe. Die Himmelfahrt des Heiligen sehen die wartenden Menschen nicht, aber nach seinem Tod hat jeder seine eigene Erinnerung an die letzte Predigt des Antonius. - Mit vielen Zitaten aus der Bibel und den Schriften der Kirchenlehrer erzählt Michael Köhlmeier in meisterhafter Sprache weniger von dem Heiligen, der zuständig ist für verlorene Dinge, als von den Zweifeln des Menschen Antonius, der gegen das Böse seine Nächstenliebe, seine Bescheidenheit und seine Menschenfreundlichkeit setzt - ein Gegenstück zu Hasspredigten von Religionsfanatikern in der Gegenwart.

Gudrun Eckl

Gudrun Eckl

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Der Mann, der Verlorenes wiederfindet

Der Mann, der Verlorenes wiederfindet

Michael Köhlmeier
Hanser (2017)

156 S.
fest geb.

MedienNr.: 591110
ISBN 978-3-446-25645-3
9783446256453
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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