Asymmetrie

Für einen Gedichtband ist der Titel 'Asymmetrie' sehr ungewöhnlich und irritierend. Asymmetrie bedeutet doch das Gegenteil von Symmetrie, also etwas, das gegen die Norm, gegen das harmonisch Gestaltete, gegen das vielleicht beruhigend Gleichförmige Asymmetrie gerichtet ist. Reflektiert man längere Zeit über diesen Titel, beginnt man langsam auch seine Nähe zum Gedicht zu entdecken. Der Autor, bekannt für seine stets sehr intellektuell und bildungsreich ausgerichteten Gedichte, hat diesen Titel sehr bewusst gewählt. Man liest immer wieder die einzelnen Gedichte dieses schmalen Bandes, um das Besondere, "Asymmetrische" der Texte zu entdecken. Manchmal scheint der Autor vollkommen unpoetisch über Freunde, über seinen Vater, über seine Kindheit, über Künstler zu schreiben, aber dann wird plötzlich ein Fenster hin zu einem nachhallenden Gedanken geöffnet. In einem Bertolt Brecht gewidmeten Gedicht heißt es an einer Stelle: "Du schriebst das Gedicht 'An die Nachgeborenen' - auch die Zukunft wolltest du überreden. Aber die Zukunft ist vorbei". Wie kann es eine Zukunft geben, die schon vorbei ist?! Darüber nachdenkend ist man schon mitten drin in den Grundideen dieses so verstörenden Bandes. "Es gab viel Fremdes, das Fremde schwieg". (Übers.: Renate Schmidgall)

Asymmetrie

Asymmetrie

Adam Zagajewski
Hanser (2017)

67 S.
fest geb.

MedienNr.: 870118
ISBN 978-3-446-25656-9
9783446256569
ca. 16,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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