Unter der Drachenwand

Anfang 1944 kommt Soldat Veit Kolbe verletzt aus Russland nach Hause. Er zieht sich an den Mondsee im Salzkammergut zurück, wo ein Onkel Postenkommandant ist und ihm ein Zimmer besorgt. Dort kuriert er eine Splitterverletzung aus und schluckt Pervitintabletten Unter der Drachenwand gegen seine Angstattacken. Auf Krücken humpelnd erkundet er das beschauliche Landleben. In der Nachbarschaft ist eine Lehrerin mit einer Schar halbwüchsiger Mädchen auf Landverschickung untergebracht. Ein Bruder der Quartiersfrau, der sich nach Brasilien träumt, züchtet im Gewächshaus Orchideen und Tomaten. Und als Zimmernachbarin hat er die Darmstädterin Margot mit ihrem Säugling. Die beiden kommen sich nach und nach näher. - Arno Geiger bringt mit den Tagebucheinträgen des Soldaten Veit einen neuen Ton in die Kriegsliteratur. Der Protagonist ist voller Empathie, anfangs beobachtet er das Geschehen mit leichter Distanz, doch zunehmend verwickelt er sich in die Belange der anderen. Außer Veit kommen noch weitere Stimmen zu Wort: Briefe von Margots Mutter aus Darmstadt, Liebesbriefe von Kurt an seine Freundin Nanni in der Kinderlandverschickung und Aufzeichnungen des Juden Oskar auf der Flucht. Diese Mischung lässt Veits Liebesgeschichte vor einem plastischen Hintergrund lebendig werden. - Ein großartiger Roman, für alle Bestände sehr gerne empfohlen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Unter der Drachenwand

Unter der Drachenwand

Arno Geiger
Hanser (2018)

480 S.
fest geb.

MedienNr.: 874662
ISBN 978-3-446-25812-9
9783446258129
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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