Gringo-Champ

Der 17-jährige Liborio hat es als Mexikaner illegal über die Grenze geschafft und schlägt sich in den USA durch. Prügeln und geprügelt werden ist für ihn Alltag. Angst hat er, den man als "Drecksmex" beschimpft, nie, denn der schmächtige Kerl hat ungewöhnlich harte Fäuste. Er findet einen Job in einem Buchladen, wird von einem Boxtrainer entdeckt und steigt zu einem Box-Champion auf. Die Geschichte eines Outsiders, der in dem Buchladen zu lesen beginnt, schließlich als Boxer seinen Platz findet und sich verliebt, ist nicht das Aufregende an dem Roman der jungen Autorin; es ist die Sprache: eine Kunstsprache zwischen spanisch und englisch (in der großartigen deutschen Übersetzung englisch/deutsch/spanisch) vermischt mit Zitaten der klassischen Literatur und obszönen Beschimpfungen. Als er beobachtet, wie eine Frau belästigt wird, geht's zur Sache. "Komme dem Fips also von hinten und schwengle ihm den Schuh gegen den Knöchel, der krümmt sich wie eine Nacktschnecke, die an Regentagen die Scheibe runterkriecht, schön langsam, dann schwinge ich ihm mit voller Wucht einen olympischen Haken hinten gegen das Oberlicht. Zack! Bumm! Kawatsch!" - Natürlich fällt es dem Leser schwer, wenn man sich schon in den ersten Sätzen mit "Mickerfickern" und "fokkin Meridianern" konfrontiert sieht. Doch je weiter man liest, umso stärker wird der Sog dieser neuen Sprache. In der Mitte des Buches verändert sich der Ton: Das Vulgäre und Obszöne verschwinden nicht, aber es kommt eine zarte, keusche Liebesgeschichte hinzu. Zum Glück vermeidet die junge Autorin ein allzu kitschiges Happy End. Ein Debüt-Roman, der zu Recht Aufsehen erregt hat und für den Übersetzerpreis der Leipziger Buchmesse nominiert ist. Für Büchereien weniger geeignet, eher für speziell sprachlich interessierte Leser. (Übers.: Susanne Lange)