Eine alte Geschichte

Jonathan Littell erzählt schlimme Geschichten: über einen gewissenlosen SS-Massenmörder (BP 08/353), über Kindersoldaten in Uganda. Schlimmer als nun in "Eine alte Geschichte" kann es kaum noch werden. Der Roman ist eine Fortsetzung und Ausweitung Eine alte Geschichte der unter dem Titel 2016 auf deutsch erschienenen "Eine alte Geschichte" (Rezension nur online), hier also eine "Neue Version". Es geht um einen zwischen geschlechtlichen Identitäten und Rollen wechselnden Erzähler, der oder die einen Korridor entlang läuft, dort Türen findet, die in bürgerliche und plebejische, verruchte und verfluchte, dämonische und nihilistische, pseudoidyllische und kriegerische Räume führen. Zwischendurch kommt es zu einer Art Reinigungsprozess im Wasser, einem Fluss des Vergessens. Die Bilder von Gewalt, Vergewaltigung, Sex-Exzessen und Mordorgien sind jedenfalls breit gestreut, hyperpräzise in der Beschreibung, abschreckend aber auch durch ihre wahllose Skrupellosigkeit. Natürlich kann man das als dekadente Höllenfahrt in die Trieb-Abgründe des Menschen lesen, als "Hardcore mit Häkeldeckchen", wie die Süddeutsche Zeitung schrieb. Muss man aber nicht. Deshalb, wenn überhaupt, nur bei ausdrücklicher Nachfrage eine Anschaffung wert. (Übers.: Hainer Kober)

Michael Braun

Michael Braun

rezensiert für den Borromäusverein.

Eine alte Geschichte

Eine alte Geschichte

Jonathan Littell
Hanser Berlin (2019)

333 S.
fest geb.

MedienNr.: 598096
ISBN 978-3-446-26041-2
9783446260412
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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