Alle Zeit der Welt

Thomas Girst, Honorarprofessor an der Akademie der Bildenden Künste München, will seine Leser in Zeiten kurzer Aufmerksamkeitsspanne dazu ermuntern, sich mehr Zeit zu nehmen. Deshalb plädiert er mit seinen Geschichten über Künstler und Wissenschaftler Alle Zeit der Welt mit langem Atem für den intelligenten Umweg und den Zufall, denn nur so könnten unvorhergesehene Entdeckungen gemacht werden. Zum Beispiel erzählt er von der Aufführung eines Orgelstückes des US-Avantgardekomponisten John Cage in einer säkularisierten Kirche in Halberstadt, die seit 2001 läuft. Die 1987 nach dem Zufallsprinzip entstandene Tonfolge Organ2/ASLSP (As SLow aS Possible) wird dort tatsächlich "so langsam wie möglich" aufgeführt und hat 639 Jahre Zeit. - Auch die Wissenschaft trägt ungewöhnliche Geschichten bei, wie die vom Pechtropfen: Weil sich Pech bei Zimmertemperatur hart wie Stein anfühle, aber doch nicht "steinhart" sei, "sondern nur zwei Millionen mal zähflüssiger als Honig", startete ein Physikprofessor in Brisbane den Versuch, Pech durch einen Trichter tropfen zu lassen. Zwischen 1930 und 2014 sind neun Tropfen in das Glasgefäß gefallen. Man rechnet mit dem zehnten Tropfenfall noch vor 2026! - Ein kurzweiliges Buch z. B. für den Urlaub, das den Lesern helfen kann, ihr Leben zu entschleunigen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Alle Zeit der Welt

Alle Zeit der Welt

Thomas Girst
Hanser (2019)

200 S.
fest geb.

MedienNr.: 597062
ISBN 978-3-446-26187-7
9783446261877
ca. 17,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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