Die Lichtsammlerin
Die 1955 in Melbourne geborene Mary muss 2012 nach Österreich zu ihrer demenzkranken Mutter fliegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Marys Eltern aus Österreich nach Australien ausgewandert, doch nach dem Tod des Vaters war ihre immer an Heimweh leidende Mutter in die Heimat zurückgekehrt. Erst jetzt erzählt ihre Mutter ihr, dass Marys Oma im Zweiten Weltkrieg Zwangsarbeitern geholfen hatte und dafür verehrt wurde, aber damit ihre Familie auch in Gefahr gebracht hatte. Auch wusste Mary nichts von dem einstigen im Krieg gefallenen Geliebten ihrer Mutter, die danach den Vater geheiratet hatte und mit ihm ausgewandert war, um zu vergessen. Nun versteht Mary ihre Mutter besser als je zuvor und ihr wird klar, warum ihre Mutter immer so streng war, denn Mary ähnelt ihrer Oma nicht nur äußerlich ... Die von Mary eingefügten Briefe an ihre Kinder brechen die auktoriale Perspektive auf und bringen dem Leser die Protagonistin menschlich näher. Außerdem wird in ihnen Bogen geschlagen von den Flüchtlingen des Zweiten Weltkriegs zu den Fluchtbewegungen der Gegenwart in Österreich.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Lichtsammlerin
Beatrix Kramlovsky
hanserblau (2019)
251 Seiten
kt.